Meinen und Formulieren

Mit Beginn des 3. Lebensjahres nutzt das Kind verstärkt die Ausdrucksweisen, die es bei seinen primären Bezugspersonen regelmäßig wahrnimmt. Dazu zählt u.a.:

Die Sprache des Kindes entwickelt sich im 3. Lebensjahr noch. Daher kann es beim Formulieren einer Aussage Schwierigkeiten haben, das Gemeinte eindeutig zu benennen. Oft fällt auf, dass das Kind anscheinend einen Bedeutungskern versteht, den es jedoch noch nicht ganz richtig in die grammatische Form umsetzen kann.

Die nachfolgende Tabelle zeigt Auszüge aus alltäglichen Dialogen. Hier wird deutlich, dass jemand, der nicht mit der Situation vertraut ist, in der die Äußerung getätigt wurde, die eigentliche Bedeutung nur schwer verstehen könnte. In solchen Momenten waren die Eltern direkt involviert und sind mit den verschiedenen sprachlichen Nuancen des Kindes vertraut. Deshalb deuten sie diese mehrdeutigen Äußerungen oft ohne weiteres Nachfragen im Kontext des Kindes.

 

 

Alter und Situation

Äußerung des Kindes

Das meint das Kind

2;7: Das Kind möchte, dass die Mutter sich im Bus an der oberen Haltestange festhält.

„Da oben hinstellen.“

„Da oben festhalten.“

2;7: Das Kind möchte nicht, dass der Vater ein Spielzeug vom Sofa wegräumt.

„Papa aufräum‘ nich mein Beutel.“

„Das nicht aufräumen, ich packe das in meinen Beutel!“

2;9: Das Kind bringt dem Vater einen Beutel, in den es zuvor einige Holzbausteine gelegt hat.

„Guck mal, was hier rein steht.“

„Guck mal, was hier drin ist.“

3;0: Das Kind läuft in der Dämmerung zum Fenster.

„Es fängt an mit zu dunkeln.“

„Es fängt an, dunkel zu werden.“

3;1: Die Mutter kommt an einem Wintertag bereits vor dem „Dunkel-Werden“ von der Arbeit nach Hause.

„Mama, bist du heute hell gekommen?“

„Mama, bist du heute im Hellen nach Hause gekommen?“

3;1: Als der Vater den Tisch abräumen will, greift das Kind nach den Gummibärchen.

„Opa in Garten.“

„Ich nehme die Gummibärchen mit zu Opa in den Garten.“

Im vierten Lebensjahr setzt sich die Entwicklung fort und die grammatikalischen Mittel werden verfeinert. Das Kind lernt zunehmend, Informationen an sein Gegenüber zu vermitteln, sodass dieser den Inhalt auch ohne Kenntnis der Situation verstehen kann. In diesem Prozess wird die wahre Funktion der Sprachgrammatik klar: Sie bietet Werkzeuge, um Ereignisse, Abläufe und Handlungen von Personen so auszudrücken, dass das Gegenüber aus dem Gesprochenen die Bedeutung herausfiltern kann.